Author Topic: Quo vadis duino?  (Read 14069 times)

MathiasW

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Quo vadis duino?
« on: September 03, 2013, 03:30:04 PM »
Salut,

in den letzten Monaten waren die Foren voll von neuen Boards, die auf ARM-Cortex8/9 CPU aufbauen und sich in GHz, GB RAM und cores überschlagen. Auf Kickstarter und Indiegogo laufen derzeit mehrere Projekte dazu (sofern man Kickstarter nach der Schreitherapiegruppe (Comments zu Smartmaker :o) noch besucht ;)). Bei all diesen Nachrichten nach dem olympischen Prinzip (schneller-höher-weiter) möchte ich einmal folgende These in den Raum und zur Diskussion stellen:
Wozu brauche ich ein Linux Board mit 1.x GHz und abgespecktem Linux, wenn ich für das gleiche Geld ein vollständiges x86 Mini-ITX board erhalte? An solch ein Board kann ich über USB reichlich Arduinos anhängen und so tausende von GPIO pins anbieten.
Ich habe ein wenig die Angst, dass wir uns in einem Leistungswettrennen verrennen und vergessen, was man alles mit 0.016 GHz und 0.000032 GB RAM anstellen kann.

Ciao, Mathias

boxtec-support

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #1 on: September 03, 2013, 10:03:30 PM »
Hallo Mathias,

Ich beobachte auch mit etwas Sorge die momentane ARM-Board Schwemme, es gibt wohl schon einige sehr interessante Anwendungen und auch die Boards sind sehr spannen aber ein grosses Problem ist, dass vieles worauf die entsprechenden Linux Distributionen basieren nicht open source ist, also binary blobs die man vom Hersteller auf die Nase gedrückt bekommt. Das schränkt den Nutzen und auch die Wartbarkeit  ein und auch deshalb schwenken nur ganz wenige Linux Distributionen wirklich auf diese Plattform ein.
Schade ist auch, dass die Teile nie mit einer zweiten oder dritten Ethernet Schnittstelle kommen, so dass man sie z.B. als stromsparende Firewalls oder Router einsetzen könnte die noch IoT können.
Auch da sehe ich sie nicht wirklich, da der Stromverbrauch doch erheblich ist und sowas wie der Dragino (der übrigens auch Basis für den Flukso ist) weitaus geeigneter scheint, ausgereifter und auch echt open source und dann eben mit 0.5 statt 3-5W.
Ein x86 basierendes Board hat speziell mit Linux oder BSDs erhebliche Vorteile, es läuft nämlich fast alles drauf, ohne dass man vom Hersteller der Boards kompilierte Kernel braucht. Und pcengines oder Soekris hat ja auch vorgemacht, dass man das mit x86 Prozessoren kann und sogar noch GPIOs und alle Arten Schnittstellen auf dem Board unterbringen.
Ein trotzdem grosser Unterschied ist dann halt trotzdem, dass das Mini-ITX Gerät weitaus mehr als 3W zieht, was im Dauerbetrieb sicher auch ein Argument ist was für die Arm Boards spricht, sparsam sind sie ja wirklich im Verhältnis zu der gebotenen Leistung.

Grüsse - Christoph

microtherion

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #2 on: September 04, 2013, 02:41:07 PM »
Schade ist auch, dass die Teile nie mit einer zweiten oder dritten Ethernet Schnittstelle kommen, so dass man sie z.B. als stromsparende Firewalls oder Router einsetzen könnte die noch IoT können.


Punkto Open Source Router kommt ja dann vielleicht bald was mit dem JaiRo: http://www.jairoproject.com

Nukular

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #3 on: September 05, 2013, 12:31:37 AM »
0.016 GHz ?
0.000985 GHz ! Was wir damals und heute noch mit dem Commodore 64 anstellen können...
Offene Schnittstellen und die User bauen selbst die moderne Technik an, z.B. Ethernet, SD-Cards (verglichen mit den Musikkassetten mit sagenhaften 100 kb pro Stunde !)
30 Jahre alt und funktioniert noch einwandfrei, damals hatte man eben noch nicht aus Geldgier Schrott für die Mülltonne produziert, der absichtlich gleich nach Garantieende sich selbst zerstört.

Das gleiche Leistungswettrennen findet bei den 3D-Druckern statt, immer mehr Hersteller drängen sich in den Markt mit fatal unfertigen "Geräten" aber es gibt keine Neuerungen mehr, nur schneller und billiger... Und man kann nichts mehr austauschen oder kombinieren.  >:(

"Stromsparende Firewalls oder Router" aua aua, was der Transport mit dem grossen Schiff oder für die ungeduldigen sogar mit dem Flugzeug  an Energie verbraucht und Dreck hinterlässt, dagegen ist das bisschen Strom ein Witz !
Sorry, aber das muss man im richtigen Verhältnis sehen, 4 grosse Containerschiffe pusten so viel Dreck raus wie alle Autos der Welt !
(Weil unsere Immer-schneller und Immer-mehr Welt nicht mehr warten kann, müssen die mit Vollgas über die Meere düsen...)

boxtec-support

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #4 on: September 05, 2013, 11:57:02 PM »
@Nukular: Also wenn wir alle unsere Router und Firewalls mit 3W betreiben könnten, würde das ein paar hundert Franken im Jahr ausmachen, die würden dann natürlich zu einem grossen Teil in Free 4 Reviews und Sponsoring fliessen  :D
Der Umweltaspekt ist da eine Glaubensfrage. Interessanterweise setzen aber viele Routerhersteller offenbar eher auf MIPS als auf ARM.
@microtherion: Macht einen etwas eigenen Eindruck, es ist mir noch nicht gelungen rauszufinden was das Jairoproject so einzigartig machen soll. Es gibt ja da schon einiges von Zebra, Quagga über Vyatta bis Mikrotik (leider nicht opensource aber extrem günstig). Aber Ubuntu ist da schon ein Hinweis, das soll wohl mehr ein Applikationsplattform werden die erweiterte Netzwerkeinstellungen hat.

boxtec-support

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #5 on: January 29, 2014, 04:47:16 PM »
Sorry, dass ich ein altes Thema aufwärme. Die Frage warum nicht Boards mit x86 Prozessoren auf denen viele der verfügbaren freien und kommerziellen Betriebssystem ohne binary blob des Boardherstellers verwendet können hat uns weiter umgetrieben. Die Boards von pcengines sind zwar sehr beliebt und robust aber zu stark auf Netzwerkanwendungen fokusiert und zu wenig auf I/O.
Nun sind wir über den 86duino gestolpert und finden das selber mal eine ganz hervorragende Idee. Den Hersteller haben wir kontaktiert und wir können das Produkt jederzeit aufnehmen, nun würden wir aber gerne noch Eure Meinung zu dieser Plattform hören.

86duino Zero
86duino One


Danke im voraus für Eure Meinungen.

pylon

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #6 on: January 30, 2014, 10:36:06 AM »
Ich sehe die Vorteile eines Embedded-x86-Boards noch nicht. Es verbraucht mehr Strom als eine ARM-Lösung (obwohl ich für den 86duino keine Angaben diesbezüglich finden konnte), es dürfte performance-mässig auch eher im unteren Bereich angesiedelt sein und die freie Verfügbarkeit des Source-Codes ist bei vielen mir bekannten (ARM-)Plattformen auch gegeben. Beim RaspPi ist eigentlich nur der Bootloader binary-only verfügbar und das ist bei fast allen mir bekannten x86-Plattformen auch der Fall (BIOS).
Einen Kernel für ARM zu kompilieren ist eigentlich nicht schwerer als das Gleiche für die x86-Plattform zu machen. Mein letzter selbstkompilierter Kernel war ausserdem für eine ARM-Plattform, denn für die x86-Prozessoren bekomme ich normalerweise praktisch alles vorkompiliert geliefert. Die Unterstützung durch die Distributionen kriegt man aber nicht, wenn man auf die ARM-Anwendung einfach verzichtet.

Bleibt als einziger Vorteil, dass auch Betriebssysteme der kränkelnden Firma aus Redmond darauf betrieben werden können. Da ich darauf lieber verzichte, ist relativ wenig übrig, das diese Boards herausheben würden, ausser dass sie relativ günstig sind.
Auch Doppel-Ethernet-Anschlüsse vermisse ich genauso wie auf den meisten anderen Boards, die 86duinos haben nicht mal einen normalen Ethernet-Anschluss, nur so einen proprietären Stecker auf dem Board (auch für USB).

Entschuldige bitte die etwas vernichtende Kritik, aber nach meiner Meinung haben die, zugegebenermassen weiterhin verbesserungswürdigen, ARM-Rechner deutlich mehr zu bieten.

MathiasW

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #7 on: January 30, 2014, 11:12:32 AM »
Salut,

vor zwei Wochen ist das Intel Galileo Board herausgekommen und ich will mir die Tage mal anschauen, was dieses Board so bringt (heb mir ein Board für 65 Euro kommen lassen). Ich frage mich vor allem, was für eine Redmond OS hier laufen soll bei 256 bzw. 512 MB RAM.
Und 300 (Galileo 400) MHz sind auch nicht gerade das, was mit bei MS Virus in den Sinn kommt. Da denke ich eher an 4-core i5 und 8GB mindestens.

Ciao, Mathias

dinoi

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #8 on: January 30, 2014, 02:54:17 PM »
Hallo Zusammen,

leider habe ich auch keine Daten zur Stromaufnahme der 86duino's gefunden.
Was mir fehlt ist ein Video Ausgang: VGA oder HDMI.

Gruss Reto


boxtec-support

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Re: Quo vadis duino?
« Reply #9 on: January 31, 2014, 10:32:02 AM »
Vielen Dank für Eure offenen Meinungen und Rückmeldungen, wir sind sehr dankbar für die Kritiken.

@pylon: Ich gebe Dir recht, dass der LAN/RJ45 Anschluss auf dem Board nicht direkt vorhanden ist, ist mir gar nicht aufgefallen. Das ist in der Tat ein weiterer Showstopper.
Der Stromverbrauch wird sicherlich auch höher sein, sonst hätte man ihn wohl ausgewiesen.
Beim Stichwort Windows dacht ich vorerst mal an z.B. ReactOS das in letzter Zeit wieder erhebliche Fortschritte macht und mit dieser Hardware sicher gut zurande kommt. Wer viele hunderte von Franken für eine Win7/8 Lizenz ausgeben kann ist bei dem Board wohl weniger die Zielkundschaft, ausserdem gibts ja heutzutage zum Windows meist den PC als kostenlose Zugabe dazu  8)
Grundsätzlich kriegt man unter Linux heute schon einen grossen Teil für ARM, aber leider eben noch nicht alles. Da hat aus meiner Sicht die X86 Plattform schon noch Vorteile und es stehen dann schon weitaus mehr Betriebssystem zur Verfügung (z.B. FreeBSD).

@dinoi: Für Linux ist ein fehlendes VGA kein Problem, aber wie ich da z.B. WindowsXP oder ReactOS zu Laufen kriege ist mir auch ein Rätsel.

@Mathias: Am Ende gelten die meisten Argumente wohl auch für den Galileo dem ich offengestanden viel kritischer gegenübergestanden bin als dem 86duino, wohl auch weil ich es einfach für einen billigen Versuch von Intel halte in den umschwärmten IoT Market einzusteigen und ein neues Kundensegment zu umarmen.

Wir werden aufgrund Eures Inputs die Finger vom 86duino in dieser Form lassen, ev. wird sich das ganze später mal ändern wenn das Board z.B. Dinge wie GB Ethernet, PXE, VGA Anschluss und viel mehr RAM bietet.